Nur wer erwartet hatte, daß die amenkanisch-israelisch-palästinensische Klausur von Camp David ein Abkommen produzieren würde, das die offenen Endstatusfragen des israelisch-palästinensischen Verhältnisses regelt, konnte vom Ausgang des Treffens enttäuscht sein, das Ende Juli mit einer einfachen gemeinsamen Erklärung abgebrochen wurde. Realistisch schien bestenfalls ein Zwischenabkommen über einige der strittigen Punkte - Grenzfragen, Siedlungen, Flüchtlinge oder Jerusalem. Auch ohne eine solche Vereinbarung haben die Delegationen ihre Zeit keineswegs vertan. Das Treffen von Camp David hat viel mehr einige der von israelischer Seite gepflegten Tabus gebrochen und damit einen Stand erreicht, der sich in weiteren Verhandlungen kaum unterschreiten läßt. Beide Seiten verhandelten auf der Grundlage, das nichts vereinbart ist, so lange nicht alles vereinbart ist. Die Erfahrung anderer arabisch-israelischer Verhandlungen aber lehrt, daß auch hypothetische oder konditionierte Konzessionen, die auf dieser Basis getestet werden, als Element zukünftiger Verhandlungsoptionen präsent bleiben.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.