Nur wer erwartet hatte, daß die amenkanisch-israelisch-palästinensische Klausur von Camp David ein Abkommen produzieren würde, das die offenen Endstatusfragen des israelisch-palästinensischen Verhältnisses regelt, konnte vom Ausgang des Treffens enttäuscht sein, das Ende Juli mit einer einfachen gemeinsamen Erklärung abgebrochen wurde. Realistisch schien bestenfalls ein Zwischenabkommen über einige der strittigen Punkte - Grenzfragen, Siedlungen, Flüchtlinge oder Jerusalem. Auch ohne eine solche Vereinbarung haben die Delegationen ihre Zeit keineswegs vertan. Das Treffen von Camp David hat viel mehr einige der von israelischer Seite gepflegten Tabus gebrochen und damit einen Stand erreicht, der sich in weiteren Verhandlungen kaum unterschreiten läßt. Beide Seiten verhandelten auf der Grundlage, das nichts vereinbart ist, so lange nicht alles vereinbart ist. Die Erfahrung anderer arabisch-israelischer Verhandlungen aber lehrt, daß auch hypothetische oder konditionierte Konzessionen, die auf dieser Basis getestet werden, als Element zukünftiger Verhandlungsoptionen präsent bleiben.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.