Ausgabe September 2001

Osttimor: Zwei Jahre danach

Osttimor... da war doch was? Vor knapp zwei Jahren schrieb ich in den "Blättern" (10/1999, S. 1192), wir würden "sehr genau zu prüfen haben", ob die Vereinten Nationen ihre soeben übernommene Verantwortung für diese Inselhälfte "so gestalte[n] werden, dass die Weiche auf Erfolg gestellt ist - oder auf Scheitern". Ich gestehe lieber gleich: Mein prüfender Blick hat sich in diesen zwei Jahren nur selten so weit in den Fernsten Osten gerichtet; Kosovo und Mazedonien, Israel/Palästina, Afghanistan, Kaschmir und, und, und schoben sich beharrlich dazwischen; aus der (West-)Berliner Tageszeitung, die ich seit 1945 als Basis meiner politischen Dokumentation lese, schnitt ich zuletzt am 31. August 2000 einen Artikel über Osttimor aus - und jetzt erst wieder am 4. August 2001, als Indonesiens frisch ins Amt geschobene Präsidentin Megawati Sukamoputri endlich die Einsetzung eines Sondergerichts ankündigte, das die im April und September 1999 auf Timor verübten Verbrechen indonesischer Besatzungstruppen (nichts, was früher geschah, wohlgemerkt!) aburteilen soll.

Rekapitulieren wir: Osttimor - mit 14609 km² etwas kleiner als Schleswig-Holstein; ca. 850 000 Einwohner, also nur ein Drittel der Bevölkerung jenes deutschen Bundeslandes.

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