Ausgabe Dezember 2002

UK: Rückkehr der Gewerkschaften

Wenn in Großbritannien von einem drohenden neuen „Winter der Unzufriedenheit“ die Rede ist, beschwört das zum Teil ein Schreckgespenst. Zum Teil kommt damit aber auch Respekt vor einer neuen Kampfbereitschaft der Gewerkschaften zum Ausdruck. Denn der „Winter of Discontent“ des Jahres 1979, als sich Müll auf den Straßen häufte und Leichen nicht beerdigt wurden, gilt als ein Wendepunkt der britischen Nachkriegsgeschichte: In der damaligen Streikwelle, so die gängige Interpretation, erprobten und verspielten die Gewerkschaften ihre zu jener Zeit noch beachtliche Macht, die Position der Labour-Regierung wurde untergraben und den Konservativen unter Margaret Thatcher zu einer Dominanz verholfen, die bis Mitte der 90er Jahre anhielt.

Haben die Gewerkschaften heute tatsächlich wieder die Stärke der 70er Jahre erlangt? Eindeutig nein. Sind sie tatsächlich willens, erneut eine Labour- Regierung herauszufordern und in Schwierigkeiten zu bringen? In gewissen Grenzen, ja.

Für eine „neue Militanz“ unter den gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten steht der Beschluss der Feuerwehrleute, am 13. November eine Streikserie zu beginnen, um eine 40prozentige Gehaltserhöhung durchzusetzen. Angesichts der Sicherheitsprobleme, die ein Streik bei der Feuerwehr mit sich bringt, besitzt deren Aktion weit reichende Auswirkungen.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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