(Streitgespräch)
Das Gespräch fand am 26.3.2004 auf der Tagung „Neuere Kriegstheorien – eine Zwischenbilanz“ der DVPW-Sektion „Politische Theorie und Ideengeschichte“ und der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung statt. Moderator war Matthias Arning von der „Frankfurter Rundschau“.
Matthias Arning:
Viele Leute vertreten die These, Al Qaida hätte die Wahl in Spanien gewonnen. Handelt es sich dabei lediglich um eine demokratietheoretisch kühne Phantasie oder kann man tatsächlich sagen, dass der spanische Premierminister dem Westen und Europa schadet, wenn er seine Soldaten aus dem Irak abzieht? Deshalb an den Politologen Herfried Münkler die Frage: Welche Konsequenzen hätte der Abzug der Spanier?
Herfried Münkler:
An Spanien wird zunächst sichtbar, dass demokratische Staaten, wenn sie sich auf Prozesse von Nationbuilding – und das ist es, woran sich die Spanier beteiligen – einlassen, vorher einen bewussten und belastbaren Konsens innerhalb ihrer Bevölkerung herstellen müssen. Tun sie dies nicht oder gelingt ihnen dies nicht, werden sie zu einem attraktiven Ziel für gegnerische Akteure. Um es zuzuspitzen: Aznar hat versucht, im Zusammenhang mit dem Irakkrieg Großmachtpolitik zu spielen, ohne die Rückendeckung seiner Bevölkerung zu besitzen.