Ausgabe November 2004

Rumänien 2007

Als die Europäische Kommission jüngst mitteilte, dass die Beitrittsverhandlungen mit Bulgarien abgeschlossen seien und einer Aufnahme des Landes in die EU zum Jahr 2007 nichts mehr entgegenstünde, geriet die rumänische Regierung unter beträchtlichen Druck. Denn noch immer ist das Land von einem Beitritt ziemlich weit entfernt, obwohl eine Aufnahme in die EU seit dem Beitrittsgesuch von 1995 erklärtes Ziel der rumänischen Politik war und ist. Zu diesem Zweck wurden im vergangenen Jahr eine Ständige Vertretung in Brüssel eröffnet, der Euro als Referenzwährung übernommen und die rumänische Verfassung per Referendum geändert. Bei dieser Volksbefragung, die indirekt auch als Gradmesser der Zustimmung zu einem Beitritt zur EU angesehen wurde, konnte eine beachtliche Mehrheit von 89,1 Prozent der Bevölkerung gewonnen werden. Doch obwohl eine Aufnahme des Landes in die EU, anders als im Fall der Türkei, kaum umstritten ist, wurde seine Beitrittsfähigkeit zum anvisierten Zeitpunkt 2007 in letzter Zeit zunehmend in Frage gestellt, da Rumänien noch immer gravierende Defizite in Politik und Wirtschaft aufweist.

Grassierende Korruption

Insbesondere das schwere Erbe CeauÕescus wirkt in Gestalt von Nepotismus und Überzentralisierung bis in die Gegenwart hinein. Mangelnde Eigenverantwortung der regionalen Behörden aufgrund der hohen administrativen Zentralisierung führt zu Demotivation und Apathie in den Provinzen.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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