Die Wechselwirkung von Terrorismus und Terrorbekämpfung entwickelt eine enorme Eigendynamik. Hat diese eine gewisse Schwelle erst einmal überschritten, lässt sich ihr kaum noch Einhalt gebieten. Eine derartige Grenzüberschreitung fand Anfang September in Russland statt - mit gewaltigen Auswirkungen auf die bürgerlichen Freiheiten dort, auf den inneren Frieden im Kaukasus und womöglich auch auf das derzeit friedliche Verhältnis zwischen Russland und Amerika.
Dies veranschaulicht, warum Fragen des Nationalismus, des Irredentismus und der Religion - die üblichen Motive terroristischer Gräueltaten - so überaus gefährlich sind. Werden sie ignoriert oder fehlinterpretiert, schreibt man sie fälschlich internationalen Konflikten zu, so können sie ungeheuren Schaden anrichten. Man muss sich im Rahmen ihrer natürlichen Dimensionen mit ihnen auseinander setzen.
Gegenwärtig findet in Sachen Terrorismus eine Art Wettbewerb statt, so etwas wie eine Auktion. Fehlgeleitete Reaktionen, aus dem Geiste der Selbstgerechtigkeit heraus, heizen die Dynamik der terroristischen Interaktion an, konditionieren die nächste Gräueltat, die ihrerseits darauf abzielt, die nach dem vorhergehenden Anschlag erlittene Vergeltung in den Schatten zu stellen.