Die Schockwellen des nordkoreanischen Atomtests vom 9. Oktober d.J. waren noch nicht abgeebbt, da spekulierte die Welt schon darüber, welches Land als nächstes die Schwelle zum Kernwaffenbesitz überschreiten könnte. Nach wie vor richtet sich der Blick vor allem auf den Iran. Noch vor dem nordkoreanischen Test hatte der geistliche Führer Ayatollah Ali Khamenei verkündet, Teheran werde sein Atomprogramm „mit Macht“ fortsetzen, um dessen „süße Früchte“ zu ernten.1
Was auch immer das für Früchte sein mögen, dem Westen werden sie aller Voraussicht nach nicht schmecken. Die Entwicklung ist nicht ohne Ironie: Obwohl die nukleare Nichtverbreitung in allen westlichen Sicherheitsstrategien eine zentrale Rolle einnimmt, steckt sie in ihrer wohl schwersten Krise. Im Zentrum der Wahrnehmung steht dabei der Atomwaffensperrvertrag bzw. Nichtverbreitungsvertrag (NVV). Sein Ziel, die vollständige Abrüstung aller Kernwaffen, wurde in fast 40 Jahren nicht erreicht. Im Gegenteil: Die Welt kehrt zurück zur nuklearen Aufrüstung – und die globale Nichtverbreitung bricht zusammen.
Ein paar Kilometer weiter östlich von Teheran baut Pakistan, das den Atomwaffensperrvertrag bis heute nicht unterzeichnet hat, sein Atomprogramm aus, um genügend Plutonium für wahrscheinlich 40 bis 50 Kernwaffen pro Jahr herzustellen.