Im Mittelpunkt der gegenwärtigen Debatte über Absichten und Ziele, Erfolg oder Scheitern der 68er steht einmal mehr der wohl bekannteste Protagonist der damaligen Außerparlamentarischen Opposition, Rudi Dutschke. Bei dem Versuch des Historikers und Publizisten Götz Aly, die Studentenbewegung mit der NS-Bewegung zu parallelisieren, wird Dutschke sogar mit dem NS-Chefpropagandisten Joseph Goebbels verglichen (vgl. dazu den Artikel von Clemens Heni in diesem Heft). In Wirklichkeit stand Dutschke dem Nationalsozialismus völlig fern. Zeit seines Lebens beschäftigte er sich dagegen mit der Theorie des Kommunismus und dem real existierenden Sozialismus. Früh diagnostizierte Dutschke, selbst in der DDR aufgewachsen, dessen Scheitern. Seine Dissertation widmete sich deshalb dem „Versuch, Lenin auf die Füße zu stellen“.
Sieben Jahre nach dem 11. April 1968, dem Tag des auf ihn verübten Anschlags, gab Dutschke, der in Dänemark Zuflucht gefunden hatte, zusammen mit Manfred Wilke im Rowohlt-Verlag ein sowjetkritisches Buch heraus: „Die Sowjetunion, Solschenizyn und die westliche Linke“, mit Beiträgen u.a. von Ossip K. Flechtheim, Robert Havemann, Jiri Pelikan, Roy Medwedjew und Ernest Mandel. Von dem „Spiegel“-Redakteur Fritjof Meyer stammte der Artikel: „Sozialistische Opposition gegen den Staatskapitalismus in Russland“ (S. 155-184).