Ausgabe Januar 2008

Kurdistan im Fadenkreuz

Der Konflikt um die kurdische Arbeiterpartei PKK scheint nach dem Treffen zwischen dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan und dem amerikanischen Präsidenten George W. Bush Anfang November an Schärfe verloren zu haben. Die Vereinigten Staaten haben offenbar, zumindest einstweilen, einen Großangriff der türkischen Armee – der ihr strategisches Ziel, Stabilität im Irak zu schaffen, unterlaufen hätte – im letzten Moment verhindert. Die irakische Regierung unter Nuri al-Maliki, die viel Verständnis für das Anliegen der Türkei zeigte, muss nun kein Zerwürfnis mit ihrem kurdischen Koalitionspartner fürchten, und auch die kurdische Regionalregierung von Erbil scheint durch ihr kooperatives Verhalten zur Deeskalation des Konfliktes beizutragen.

Was also wurde im Rahmen der Konfliktregulierung bei den Gesprächen in Washington Anfang November vereinbart? Die USA erklärten sich bereit, den türkischen Verbündeten mit Informationen über geplante Angriffe der PKK zu versorgen. Zudem darf die türkische Armee allem Anschein nach auch Luftangriffe gegen die Stellungen der PKK unternehmen.1 Wenn es notwendig sein sollte, scheinen zudem, wie die Aktionen der türkischen Armee Anfang Dezember zeigten, begrenzte Kommandoaktionen der türkischen Armee in Irakisch-Kurdistan erlaubt zu sein.

Sie haben etwa 12% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 88% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Verbrecherische Komplizen: Libyen und die EU

von Sigrun Matthiesen, Allison West

Es war ein Tiefpunkt in der Geschichte der Seenotrettung: 20 Minuten lang beschoss am 24. August ein Patrouillenboot der libyschen Küstenwache die Ocean Viking, ein Rettungsschiff der Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée.

Von Milošević zu Trump: Die bosnische Tragödie und der Verrat an den Bürgerrechten

von Sead Husic

Es herrschte keine Freude bei der bosnisch-herzegowinischen Regierungsdelegation am 22. November 1995 auf dem Wright-Patterson-Luftwaffenstützpunkt in Dayton. Eben hatte sie dem Friedensabkommen mit der Bundesrepublik Jugoslawien, die noch aus Serbien und Montenegro bestand, und Kroatien zugestimmt, doch sie fühlte sich betrogen.