Man schrieb das Jahr 1963, als bei den damaligen griechischen Parlamentswahlen erstmals ein Kostas Karamanlis gegen einen Georg Papandreou verlor. Die Namensgleichheit mit den Kontrahenten der Wahlen vom 4. Oktober 2009 ist kein Zufall: Es handelte sich jetzt um den Neffen und den Enkel der Vorgenannten. Auch wenn weitere Ähnlichkeiten kaum auszumachen sind – gemessen an der politischen Statur ihrer verblichenen Verwandten bescheinigt man den politischen Erben eher kleineres Format –, etwas hat sich seit 1963 kaum verändert: In Griechenland lösen, ähnlich wie Republikaner und Demokraten in den USA, seit Menschengedenken zwei bürgerliche politische Lager einander ab. Seit 1974 heißen sie Neue Demokratie (ND) und (etwas irreführend) Panhellenische Sozialistische Bewegung (PASOK). Beide unterscheiden sich heute vor allem durch die Parteifarben blau und grün, in ihrer politischen Praxis aber höchstens um Nuancen. Beide haben es bislang nur im Ausnahmefall auf eine volle Legislaturperiode gebracht, dreizehnmal wurde gewählt seit 1974, dem Ende der siebenjährigen Militärdiktatur, davon neunmal vor Ablauf der regulären Amtszeit. Dieses Mal hat der amtierende Premier Karamanlis von der ND schon zwei Jahre nach seiner Wiederwahl 2007 das Handtuch geworfen, erwartet hatten das manche schon nach der Jugendrevolte vom Dezember 2008, als Athen brannte.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.