Zu Ehren von Walter Benjamin
Nur dem Geschichtsschreiber wohnt die Gabe bei, dem Vergangenen den Funken der Hoffnung anzufachen, der davon durchdrungen ist: auch die Toten werden vor dem Feind, wenn er siegt, nicht sicher sein.“ So heißt es bei Walter Benjamin, dessen tragischer Tod auf der Flucht vor den faschistischen Schergen sich am 26. September zum 70. Mal jährt.[1]
Tatsächlich schien es in den letzten Jahren, als ob die Tradition der Linken verlorengehen, verschwinden, ja vernichtet werden könnte. Denn nach dem Ende des sogenannten realen Sozialismus wurde immer deutlicher, dass nun auch das Ende der Sozialdemokratie drohte. Der Vormarsch des Neoliberalismus schien unaufhaltsam.
Das Bedrückende daran war und ist, dass die Argumente der Linken keineswegs vernünftig widerlegt waren bzw. wurden, wie es sich für die Epoche seit der Aufklärung eigentlich gehörte, sondern sie wurden nach 1989 zunehmend einfach vergessen, ignoriert oder verdrängt. Und wir haben ja reichlich geschichtliche Beispiele dafür, dass nicht das bessere Argument, sondern die bloße Gewalt den Sieg davonträgt. Texte müssen nicht unbedingt verbrannt, sie brauchen bloß nicht mehr gedruckt, nicht mehr gelesen, verkürzt interpretiert oder lächerlich gemacht zu werden.