
So schwer es gegenwärtig fällt, viel Licht in Euro-Europa zu entdecken: Die Epoche der Aufklärung, ausgehend von Europa und von den in ihrem Zeichen operierenden Kulturen als „Lumières philosophiques“, „Englightenment“, „Illuminismo“ bezeichnet, hat das Licht nicht nur als Metapher geliebt. Schon in ihrem Namen lässt sich mehr entdecken, er muss nur wörtlich genommen werden, wenn man ihr Selbstverständnis fassen will. Dann bezeichnet „Aufklärung“ keinen Zustand, kein erreichtes Ziel, sondern einen auf Klärung, auf Klarheit tendierenden Prozess, eben ein Projekt – nach den Worten ihres jüngsten Biographen Manfred Geier ein „europäisches Projekt mit universellem Anspruch“. Zugleich geht es freilich um einen Kampfbegriff, der das Licht der Vernunft gegen die Mächte der Finsternis richtet, die religiösen und politischen, die ideologischen und ökonomischen.
Doch selbst als Kampfbegriff muss sich die „Aufklärung“ daran erinnern lassen, dass sie es bisher nur zu partiellen Erhellungen gebracht hat, während ihre Gegner das Versprechen des Lichts schon seit längerem im Angebot haben – von der christlichen Lichtmetaphysik bis zum französischen Sonnenkönigtum.