Spanien kommt nicht aus der Krise. Zwar wuchs die Wirtschaft Ende 2013 erstmals seit Jahren wieder leicht, doch die Verarmung von großen Teilen der Gesellschaft hält an. Auch die Korruptionsskandale reißen nicht ab: Anfang des Jahres wurde die Kronprinzessin Cristina wegen Steuerhinterziehung und Geldwäsche angeklagt, der Schatzmeister der regierenden Partido Popular (PP) sitzt bereits im Gefängnis. Doch am unkontrollierbarsten scheinen wieder einmal die Minderheitenkonflikte.
So protestierten Anfang Januar in Bilbao trotz eines Demonstrationsverbots durch die Madrider Justiz 130 000 Menschen für eine politische Lösung des baskischen Konflikts und die Freilassung der ETA-Gefangenen. Es war die größte Kundgebung in der Region seit 1980. Noch dramatischer ist die Entwicklung in Katalonien, wo in den letzten Jahren eine Grassroots-ähnliche Unabhängigkeitsbewegung entstanden ist. Basisorganisationen wie die Assemblea Nacional Catalana (ANC) haben Millionen Menschen auf die Straße gebracht und treiben die etablierten Parteien damit regelrecht vor sich her. Die liberal-konservative katalanische Autonomieregierung sah sich in diesem Zusammenhang gezwungen, ein Referendum über die Unabhängigkeit der Region für November 2014 anzukündigen.
Anders als man erwarten könnte, geht das Erstarken des Regional-Nationalismus allerdings nicht mit einem Rechtsruck einher.