Ausgabe Oktober 2014

Renzusconis Italien

Gut ein halbes Jahr ist Italiens Regierungschef Matteo Renzi nun im Amt, doch von der Umsetzung seines Versprechens, das Land auf „Erfolgskurs“ zu bringen, ist bislang wenig zu spüren. Italien steckt weiterhin in einer tiefen wirtschaftlichen Krise, seit nunmehr 15 Jahren dauert diese Stagnation schon an. Jüngste offizielle Zahlen[1] attestieren auch für 2014 bestenfalls ein fortdauerndes Nullwachstum. Dem lautstarken Enthusiasmus von Renzi ob angeblicher Wachstumsperspektiven tun diese Prognosen dennoch keinen Abbruch. Nun soll ein 1000-Tage-Plan das kriselnde Land retten, bis 2017 will Renzi Italien gar „an die Spitze Europas“ befördern – die deutsche Arbeitsmarktpolitik soll ihm dabei als „Modell“ dienen, ungeachtet der immensen Strukturunterschiede zur Bundesrepublik.

Wer das unerwartet hohe Wahlergebnis für Renzis Partito Democratico (PD) bei den Europawahlen im Mai von 40,8 Prozent (bei über 50 Prozent Wahlenthaltung!) noch als „sozialdemokratisches“ Signal für ein Ende der Sparpolitik in Europa gefeiert hat, muss nun der Tatsache ins Auge sehen, dass Renzis PD einen strikt neoliberalen Kurs steuern soll.

Zwar will Renzi den italienischen Vorsitz im Ministerrat der EU nutzen, um größere finanzielle Spielräume zu erwirken, und das nicht nur für Italien.

Sie haben etwa 8% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 92% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema