Ausgabe April 2015

Dschihad aus Dinslaken: Der Weg in den »Heiligen Krieg«

Dinslaken liegt am nordwestlichen Rand des Ruhrgebiets und hat fast 70 000 Einwohner. Bundesweit in den Fokus gerückt ist die Stadt erst in jüngster Zeit wegen ihres Stadtteils Lohberg. Dort hat sich nämlich eine Gruppe gebildet, die dem kleinen Ort international den Ruf einer Salafisten-Hochburg beschert hat. Das ist natürlich ein Blickwinkel, der weder Dinslaken-Lohberg noch seinen Einwohnern gerecht wird. Fakt aber ist, dass sich etwa 20 aus ihrer Mitte zu Dschihadisten entwickelt haben und von hier aus nach Syrien aufgebrochen sind, um für die vermeintliche Sache Gottes zu kämpfen.

Ich musste erleben, dass unter ihnen auch fünf meiner ehemaligen Schüler waren. Diese jungen Menschen hatten sich der sogenannten Lohberger Brigade angeschlossen. Als ich davon erfuhr, empfand ich es als eine persönliche Niederlage. Denn sie kämpften nicht nur im Land meiner Eltern, in dem zurzeit einer der schlimmsten Bürgerkriege dieser Welt wütet. Es sind auch fünf mir eigentlich gut bekannte und sympathische Menschen, die ich in gewissem Sinne verloren habe. Mir ist bewusst, dass ich sie wahrscheinlich nicht hätte aufhalten können, und dennoch stelle ich mir die Frage, ob ich es voraussehen oder irgendetwas hätte anders machen können.

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