Nun ist es also amtlich: Kaum vom Brüsseler Gipfel zurück, verkündete der britische Premier David Cameron den D-day, den Tag der Entscheidung. Am 23. Juni sollen die Briten über Austritt oder Verbleib in der EU abstimmen. Und die Voraussetzungen für einen Verbleib sind nicht die schlechtesten: Alle Granden der EU, Angela Merkel an der Spitze, haben David Cameron Ende Februar jenen Scheinsieg beschert, den er brauchte, um daheim auf der Insel das scheinbar unvermeidliche Referendum doch noch bestehen zu können. Sozialleistungen von EU-Einwanderern können ab jetzt massiv gekürzt werden, und das Vereinigte Königreich ist endgültig nicht mehr an das EU-Ziel einer „immer engeren Union“ gebunden. Dass Cameron sich die Brexit-Farce selbst eingebrockt hat, aus rein innen- bzw. parteipolitischen Gründen, ist vergeben und vergessen. Der Premier kann sich glücklich preisen, denn Angela Merkel braucht ihn und seine Regierung als Verbündete. Ohne britische Rückendeckung wäre es ihr in den vergangenen Jahren sehr viel schwerer gefallen, die europäischen Nachbarländer, Griechenland an der Spitze, in der Weise zu überrollen, wie sie es wieder und wieder getan hat.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.