Ausgabe August 2017

Irland im Brexit-Strudel

Noch vor wenigen Jahren galt Irland als der „Keltische Tiger“. Mit niedrigen Steuersätzen warb die Regierung in Dublin erfolgreich um ausländische Investitionen und wurde mit hohen Wachstumsraten belohnt. Doch die Weltwirtschaftskrise ab 2007 zeigte, dass dieses Modell nicht nachhaltig war. Auf den Boom folgte ein harter Absturz: Die irischen Banken hatten enorme Kredit- und Darlehensberge angehäuft, die nun in sich zusammenfielen. Der Staat rettete die Geldhäuser daraufhin mit Milliardensummen.[1] In der Folge stieg die Staatsschuldenquote, die 2007 noch bei vorbildlichen 25 Prozent gelegen hatte, rasant an und erreichte 2013 stolze 120 Prozent. Dublin musste auf Druck der EZB unter den europäischen Rettungsschirm schlüpfen und die Gläubiger-Troika setzte ein Sparprogramm auf.

Anders als etwa in Griechenland erwies sich die Troika hier als nachsichtig, selbst als Dublin einige ihrer Empfehlungen nicht beachtete. Denn schon zuvor hatte die irische Regierung selbst ein rigoroses Spar- und Kürzungspaket beschlossen, an das die Troika mit ihren Empfehlungen bloß anknüpfte.[2] Obendrein muss Irlands angeschlagene politische Elite nun die Folgeprobleme der Brexit-Entscheidung des großen Nachbarn verarbeiten.

Als Erstes bekam die langjährige Regierungspartei Fianna Fáil die wachsende Wut der Wähler zu spüren.

Sie haben etwa 8% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 92% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Politik vor Recht: Die Aushöhlung der liberalen Demokratie

von Miguel de la Riva

Als der FPÖ-Chefideologe und heutige Parteivorsitzende Herbert Kickl im Januar 2019 in einem ORF-Interview darauf angesprochen wurde, dass seine Asylpläne an die Grenzen von EU-Recht, Menschenrechtskonvention und Rechtsstaat stoßen, antwortete der damalige österreichische Innenminister, „dass das Recht der Politik zu folgen hat und nicht die Politik dem Recht“.

Ernst, aber nicht hoffnungslos

von Thorben Albrecht, Christian Krell

Spätestens seit Ralf Dahrendorfs berühmt gewordener These vom „Ende des sozialdemokratischen Jahrhunderts“ gehören SPD-Niedergangsprognosen zu den Klassikern der parteibezogenen Publizistik. Die Partei hat diese Prognose bisher um 42 Jahre überlebt. Aber das konstituiert keine Ewigkeitsgarantie.