Noch vor wenigen Jahren galt Irland als der „Keltische Tiger“. Mit niedrigen Steuersätzen warb die Regierung in Dublin erfolgreich um ausländische Investitionen und wurde mit hohen Wachstumsraten belohnt. Doch die Weltwirtschaftskrise ab 2007 zeigte, dass dieses Modell nicht nachhaltig war. Auf den Boom folgte ein harter Absturz: Die irischen Banken hatten enorme Kredit- und Darlehensberge angehäuft, die nun in sich zusammenfielen. Der Staat rettete die Geldhäuser daraufhin mit Milliardensummen.[1] In der Folge stieg die Staatsschuldenquote, die 2007 noch bei vorbildlichen 25 Prozent gelegen hatte, rasant an und erreichte 2013 stolze 120 Prozent. Dublin musste auf Druck der EZB unter den europäischen Rettungsschirm schlüpfen und die Gläubiger-Troika setzte ein Sparprogramm auf.
Anders als etwa in Griechenland erwies sich die Troika hier als nachsichtig, selbst als Dublin einige ihrer Empfehlungen nicht beachtete. Denn schon zuvor hatte die irische Regierung selbst ein rigoroses Spar- und Kürzungspaket beschlossen, an das die Troika mit ihren Empfehlungen bloß anknüpfte.[2] Obendrein muss Irlands angeschlagene politische Elite nun die Folgeprobleme der Brexit-Entscheidung des großen Nachbarn verarbeiten.
Als Erstes bekam die langjährige Regierungspartei Fianna Fáil die wachsende Wut der Wähler zu spüren.