Wie wir die Leitkultur-Debatte richtig führen

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Was ist deutsch? Weder Politiker noch Intellektuelle können hinreichend erklären, was das Deutschland der Gegenwart und seine Gesellschaft ausmacht. Umso lauter sind die regelmäßigen Forderungen nach der Formulierung einer „deutschen Leitkultur“.
Vor fast zwei Jahrzehnten wurde der Begriff Leitkultur erstmals von dem damaligen CDU-Spitzenpolitiker Friedrich Merz ins Rennen geschickt, um eine Art Assimilation von Einwanderern zu fordern. Das war im Jahre 2000. Bundestagspräsident Norbert Lammert sollte recht behalten, als er damals von einer „Kurzdebatte“ sprach. Bis heute ist die Frage, was deutsche Leitkultur genau bedeutet, unbeantwortet geblieben. Stattdessen verlässt man sich auf einen diffusen Konsens der Mehrheit darüber, was „vermutlich“ deutsch ist. Bei diesem diffusen Konsens kann jeder den Begriff für sich selbst nach Gusto mit Inhalten füllen.
Nun also war es Thomas de Maizière, der den Begriff zurück in die politische Debatte holte und – passend zum Luther-Jahr – zehn Thesen zur deutschen Leitkultur präsentierte. Gewiss äußerte der Minister in seinem Zehnpunktekatalog auch manche Selbstverständlichkeit. Dennoch hat de Maizière mit seiner Forderung nach einer neuen „Leitkultur-Debatte“ grundsätzlich recht: Das Gefühl, dass da tatsächlich etwas im Argen liegt, trügt nicht.