Ausgabe Dezember 2018

Italien auf Konfrontationskurs

Bild: Der Präsident der EU-Kommission, Jean-Claude Juncker, trifft am 24.11.2018 in Brüssel mit dem italienischen Premierminister Giuseppe Conte zusammen.(©imago/Xinhua)

Ausgerechnet von einem ihrer Gründungsmitglieder geht derzeit die größte Gefahr für die Europäische Union und die Gemeinschaftswährung aus: Italien droht eine Verschuldungskrise, die in ihrem Ausmaß die griechische Tragödie bei weitem übersteigt. Die italienische Regierung aus der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung und der rechtsradikalen Lega hat der EU einen Haushaltsentwurf vorgelegt, der ein Defizit von 2,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) vorsieht. Diesen Entwurf hat die EU-Kommission jedoch wegen der aus ihrer Sicht zu hohen Neuverschuldung zurückgewiesen. Brüssel droht nun mit einem kostspieligen Defizitverfahren, Rom hingegen besteht bislang auf seinen Budgetplänen. Eskaliert dieser Konflikt, so wird er das gesamte EU-Gefüge und vor allem aber die Gemeinschaftswährung vor eine Zerreißprobe stellen.

Das jetzt bemäkelte Defizit der öffentlichen Hand geht auf viele, teilweise seit langem wirkende Effekte zurück. Dazu gehört vor allem die Umverteilung von unten nach oben, die die Ärmeren besonders stark trifft. Da eine flächendeckende soziale Mindestsicherung fehlt, werden breite Bevölkerungsschichten seit Jahren einer regelrechten Verelendung ausgesetzt. Besonders betroffen ist die Jugend, deren Arbeitsmarktperspektive angesichts extremer Massenarbeitslosigkeit außerordentlich miserabel ist.

Sie haben etwa 10% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 90% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Ukraine: Zwischen Korruption und Diktatfrieden

von Yelizaveta Landenberger

Anfang Dezember herrschte rege Pendeldiplomatie, während die Bombardierung ukrainischer Städte und die russischen Vorstöße an der Front unvermindert weitergingen. Völlig unklar ist, ob der im November bekannt gewordene US-»Friedensplan« auch nur zu einem Waffenstillstand führen kann.

Vom Einsturz zum Aufbruch: Die Protestbewegung in Serbien

von Krsto Lazarević

Rund 110 000 Menschen füllen am 1. November die Fläche vor dem Hauptbahnhof in Novi Sad, um der Opfer zu gedenken, die ein Jahr zuvor unter dem einstürzenden Vordach starben. Für die seit Monaten Protestierenden steht der Einsturz nicht für ein bauliches, sondern für ein politisches und gesellschaftliches Versagen: ein sichtbares Symbol für Korruption und ein zunehmend autokratisches System.

Der Kampf um Grönland: Versöhnung als Geopolitik

von Ebbe Volquardsen

Die Stadt Karlsruhe könnte schon bald vor einem Dilemma stehen. Im Januar 2025 zeichnete sie ihren langjährigen Stadtvertreter Tom Høyem (FDP) mit der Ehrenmedaille aus. In den 1980er Jahren war der gebürtige Däne, mittlerweile auch deutscher Staatsbürger, Dänemarks letzter Minister für Grönland – ein Amt aus der Kolonialzeit.