
Bild: imago images / Jens Schicke
Wir hätten es ihm doch so sehr gegönnt: dass er wenigstens am Ende seiner Tage als Heimatschutzminister und vor seinem Rückzug aufs politische Altenteil noch einen guten Abgang würde hinlegen können. Doch dann erlebten wir plötzlich das Comeback von Crazy Horst, der „Mutter aller Probleme“. Und es galt wieder die Devise der vergangenen fünf Jahre: Was Seehofer macht, macht Seehofer verkehrt.
Am Beginn seiner Unglückssträhne stand jene infam missratene „taz“-Kolumne, in der die Polizei kurzerhand auf die Mülldeponie, zu „ihresgleichen“, befördert wurde. Ein lauter Aufschrei, auch in der „taz“ selbst, war die Folge – bis der gute Horst es für geboten hielt, in seiner Funktion als Bundesinnenminister eine Anzeige gegen die „tageszeitung“ anzukündigen. Die Konsequenz: Alle tazler, derart attackiert, und viele weitere Medienschaffende schlossen eilig die Reihen und solidarisierten sich gegen den Innenminister. Die Debatte war quasi im Keim erstickt und Horst einmal mehr der Buhmann. Denn nun diskutierte das Land nicht mehr über den fehlenden Respekt von Teilen der Linken vor der Polizei, sondern nur noch über den fehlenden Respekt des Verfassungsministers vor der Pressefreiheit.
Anschließend wollte Seehofer, offensichtlich in einem Akt der Wiedergutmachung, der Polizei seine Gunst erweisen. Gedacht, getan: Die eben noch von ihm angekündigte Studie zum Racial Profiling kassierte er höchstpersönlich wieder ein.