Ausgabe Juni 2021

Das Recht der Ohnmächtigen

Eine Welt ohne Ausbeutung, Unterdrückung oder Folter ist möglich: Davon ist der Berliner Strafverteidiger, Menschenrechtsaktivist und Rechtsbeistand von Whistleblower Edward Snowden, Wolfgang Kaleck, überzeugt. Auf 170 Seiten hat er nun ein beherztes und Mut machendes Plädoyer für eine ökologische, dekoloniale und feministische Zukunft zu Papier gebracht.

Angelehnt an die Thesen des Philosophen Ernst Bloch entwickelt Kaleck in seinem soeben erschienenen Buch seine konkrete Utopie der Menschenrechte. Er analysiert die Menschenrechtsarbeit der vergangenen Jahrzehnte, listet Erfolge und Misserfolge auf und geht dabei auch mit der eigenen Zunft hart ins Gericht. Nicht immer hätten etwa Amnesty International oder Human Rights Watch die richtigen Schwerpunkte gesetzt.

Kaleck wirft ihnen – bei allem Respekt für ihre Arbeit – einen einseitigen Fokus auf politische und bürgerliche Rechte vor; das Engagement für kollektive wirtschaftliche und soziale Recht komme dabei oft zu kurz. Problematisch sei auch, so Kaleck, dass beide Organisationen für einen Großteil der politischen und medialen Öffentlichkeit exklusiv für die Menschenrechte stünden. „Kraft ihrer Bedeutung und Ressourcenausstattung dominieren sie oft die internationale Szene.“ Andere Akteure, insbesondere diejenigen, die nicht in den Metropolen agierten, blieben außen vor.

Juni 2021

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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