
Bild: Der von vielen lang erwartete »Tot-Impfstoff« Novavax kommt in die deutschen Impfzentren und Artzpraxen, Februar 2022 (IMAGO / MiS)
In der Februar-Ausgabe der »Blätter« plädierte Miguel de la Riva für die gesetzliche Impfpflicht als »Gebot der Solidarität« und »Weg aus der Krise«. Eine solche Argumentation ist nicht nur moralinsauer, sondern individualisiert politische Probleme und ist obendrein kontraproduktiv, kritisiert der Arzt und ehemalige gesundheitspolitische Sprecher der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin, Wolfgang Albers
Sascha Lobo hat in einem „Spiegel“-Essay über die Corona-Gesellschaft einmal von „Vernunftpanik“ gesprochen. Als überdrehte Stufe von tatsächlich sinnvollem Handeln habe diese den Abschied vom eigentlichen Wesen der Vernunft, dem Abwägen, zur Folge. Wenn Vernunft bedeutet, ein brennendes Haus zu löschen, heißt Vernunftpanik, sicherheitshalber auch gleich den nächsten Stausee zu fluten.[1]
Der Furor, der jener Panik zugrunde liegt, die anderen handelten weniger vernünftig als man selbst, wird auch in Miguel de la Rivas Text deutlich, wenn er zur Begründung seiner Thesen über drohende Todeszahlen, schwerste Krankheitsverläufe und Long-Covid-Entwicklungen mutmaßt, über „herausfordernde Mutanten“ spekuliert und langfristig „ständig neue Wellen“ prophezeit.
Im Einzelnen darauf einzugehen, sprengt den Rahmen. Ebenso wenig können hier all jene verfassungsrechtlichen und praktischen Probleme erörtert werden, die eine solche Impfpflicht mit sich brächte.