Ausgabe Oktober 2023

Bergkarabach: Krieg, Flucht oder Hungertod

Einwohner:innen von Bergkarabach auf dem Weg in eine provisorische Unterkunft in der armenischen Stadt Goris, 25.9.2023 (IMAGO / ITAR-TASS)

Bild: Einwohner:innen von Bergkarabach auf dem Weg in eine provisorische Unterkunft in der armenischen Stadt Goris, 25.9.2023 (IMAGO / ITAR-TASS)

„Aserbaidschan begeht in einem großen Konzentrationslager Völkermord!“, klagte Anfang August der Präsident der international nicht anerkannten Minirepublik Arzach in einem Fernsehinterview, bevor Aserbaidschan am 19. September erneut den offenen Krieg begann. Arzach ist der armenische Name für Bergkarabach, eine von Armeniern bewohnte Exklave auf aserbaidschanischem Staatsgebiet. Zuvor hatte Aserbaidschan an der Grenze zu Bergkarabach, aber auch zu Armenien, massive Truppen zusammengezogen. Armenien wiederum hatte im Bemühen um internationale Bündnispartner jüngst, allen Unmutsbekundungen aus Moskau zum Trotz, eine Militärübung mit der US-Armee abgehalten. Die jetzt tatsächlich eingetretene kriegerische Eskalation schien jederzeit möglich – obwohl die Lage Arzachs bereits zuvor desaströs war.

Denn die einzige Landverbindung Bergkarabachs zur Republik Armenien und zur Außenwelt, der Latschin-Korridor, wird seit dem 12. Dezember 2022 von Aserbaidschan blockiert. Die rund 120 000 Einwohner der Exklave leiden unter der schrittweise verschärften Hungerblockade, darunter jeweils etwa 30 000 Kinder, 20 000 ältere Menschen, 9000 Behinderte sowie 2000 Schwangere.

Seit Mitte Juni verhindert Aserbaidschan zudem die Zufuhr von Medikamenten, Nahrungsmitteln oder Treibstoff durch das Internationale Rote Kreuz sowie die in Bergkarabach stationierten russischen Friedenstruppen.

»Blätter«-Ausgabe 10/2023

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