Ausländerfeindlichkeit in der DDR
Den anderen Völkern sind wir vor allem Fremde, für die sie Stereotype wie ordentlich, pünktlich, diszipliniert, sauber, autoritär und familienorientiert bereithalten. Gastfreundschaft, Humor und Genußfähigkeit gelten nicht gerade als deutsche Grundeigenschaften. In der Mitte Europas tut man sich schwer mit unüblichen Gewohnheiten, zu denen vieles gehört, was fremden Völkern selbstverständlich ist. Erklärungen für einen latenten Fremdenhaß gibt es in aller Welt wie das Phänomen auch.
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Die zurückliegende Weltabgeschiedenheit der DDR ist vermutlich nur ein Teil des Ganzen, doch nicht deckungsgleich mit der Vielfalt subjektiver Reaktionen auf die Ausländerfrage insgesamt. Zwischen tätiger Solidarität im Falle Nicaragua und Rumänien und rassistischen Vorverurteilungen kubanischer Arbeiter können die Übergänge fließend sein. Nationalismus ist ins Alltagsbewußtsein als Witz und Zote eingedrungen, ohne daß seine Rezipienten sich zwangsläufig als Chauvinisten verstehen. Unwissenheit über die eigene mentale Lage und tradierte Vorurteile gegenüber der Fremde und ihren nationalen und ethnischen Spezifika vermengen sich schnell zu nationaler Arroganz. Die Neugierde aufs Unbekannte wird wie selbstverständlich durch jenen sonderbaren Dünkel begrenzt, der sich zur Norm made in GDR gemausert hat.