Das Telefon klingelt, eine Frau erzählt mir, daß sie von einer Frankfurter Kirchengemeinde eine Umfrage über Religion machen. Ich erkläre mich bereit und höre zu. "Angenommen, Sie treffen einen Mann in guter Position, erfolgreich, gesund, zufrieden, schönes Familienleben usw., der Atheist ist. Was würden Sie ihm sagen?" Ich antworte: Ihnen fehlt etwas, würde ich ihm sagen. "Was wäre das?" Antwort: Der Hunger und der Durst nach dem Reich Gottes. Sie wendet ein?" Er hat doch keinen Hunger." Ich antworte: Das ist es ja gerade. Er hat sich den Bauch mit anderen Sachen vollgeschlagen. "Werfen Sie ihm das vor?" Natürlich! sage ich. Er meint, Gott sei überflüssig. "Sie sind intolerant", sagt die Stimme am Telefon. Ich frage, etwas verwirrt: Wollten Sie über Toleranz mit mir diskutieren?
Ich dachte, über Glauben. "Aber Sie lehnen den Mann ab", bekomme ich zu hören. Ich versuche es noch einmal? Weil er Gott nicht liebt, stottere ich. Ich wünsche ihn mir anders. Die Antwort kommt prompt. "Sehen Sie, wie intolerant Sie sind!" Ich lege den Hörer auf. Über dieses mißlungene Gespräch habe ich länger nachgedacht. Der einzige Wert, so kam es mir vor, der wichtig und unantastbar ist, ist der der Toleranz. Die größte Sünde ist es, einen anderen auszugrenzen oder auszuschließen.