"Aufschwung Ost" - es gibt nur wenige Begriffe in der derzeitigen deutschen Politik, deren Bewertung sich bei der Mehrheit der Bürger so drastisch geändert hat. Anfangs ein Synonym für das erhoffte neue "deutsche Wirtschaftswunder", eroziert dieser Ausdruck heute Pessimismus und Enttäuschung, vor allem angesichts einer in den neuen Bundesländern nie dagewesenen Arbeitslosenquote. Es ist schon oft gesagt worden, daß diese Situation Politikmüdigkeit und Extremismus gleichermaßen befördert. Es werden nun aber auch verstärkt überlebte Thesen vom Umweltschutz als Jobkillerin allen Spielarten in die kontroversen und oft nur kurzfristig orientierten Diskussionen über Ursachen und Abhilfen eingebracht.
Die im folgenden Beitrag dargestellten Hintergründe, Probleme und Interessenkonflikte um die beabsichtigte Errichtung einer Großwerft auf Rügen liefern daher auch ein anschauliches Exempel für die neue, alte Diskussion über das Verhältnis von Wirtschaftsentwicklung und Umweltschutz. Hans Diefenbacher Im Juni 1992 hat die Umweltministerin von Mecklenburg-Vorpommern Uhlmann im Zuge einer Rechtsbereinigung eine drastische Vereinfachung von Genehmigungsverfahren gefordert. Bestimmte Gruppen, so Frau Uhlmann, wollten das ganze Land in irgendwelche Schutzkategorien pressen, um ihre Vorstellungen vom Arten- und Biotopschutz verwirklichen zu können.