Ausgabe Februar 1994

Weißbuch der Kommission der Europäischen Gemeinschaften

Anhang: Investitionen in die Wettbewerbsfähigkeit Europas

Anhang: Investitionen in die Wettbewerbsfähigkeit Europas

Die Kommissionsanalyse der transeuropäischen Netze wie auch großer Umweltvorhaben und deren Finanzierungsbedarf kann wie folgt zusammengefaßt werden:

1. Verkehr und Energie: 250 Milliarden ECU bis zum Jahr 2000 (95 Milliarden ECU für vorrangige Vorhaben) Das Verkehrsinfrastrukturnetz soll unseren Bürgern ein rascheres, sichereres und billigeres Reisen ermöglichen und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Außerdem sollen sie auch eine Verbindung zu Mittel- und Osteuropa sowie zu Nordafrika bilden. In den nächsten 15 Jahren werden insgesamt rund 400 Milliarden ECU für Investitionen in die transeuropäischen Verkehrs- und das Energienetz, darunter rund 220 Milliarden ECU bis 1999, erforderlich sein. Artikel 129 b des Vertrags zeigt deutlich, wie vorzugehen ist. Die Gemeinschaft *) legt eine Reihe von Leitlinien für Vorhaben von gemeinsamem Interesse fest.

Dann unterstützt sie die finanziellen Anstrengungen der Mitgliedstaaten (Durchführbarkeitsstudien, Darlehensbürgschaften oder Zinszuschüsse). Sie kann auch zur Koordinierung der einzelstaatlichen Maßnahmen beitragen und mit dritten Ländern zusammenarbeiten. Die wichtigsten Leitpläne sind von der Kommission vorgeschlagen bzw. vom Rat und Parlament beschlossen worden. Die Kommission hat für die nächsten fünf Jahre eine Reihe prioritärer Vorhaben ausgewiesen: 26 Verkehrsvorhaben (82 Milliarden ECU) und 8 Energievorhaben (13 Milliarden ECU).

2. Telekommunikationswesen: 150 Milliarden ECU bis zum Jahr 2000 (67 Milliarden ECU für vorrangige Vorhaben) Ein System von "Datenschnellstraßen" für die Gemeinschaft soll die besten Voraussetzungen für die Schaffung, Verwaltung und Übertragung von Daten sowie den Zugriff auf Daten bieten. Das erfordert - die Schaffung von Infrastrukturen (kabel- und landoder satellitengestützte Funkverbindungen) einschließlich integrierter Digitalnetze; - die Entwicklung von Dienstleistungen (elektronische Bilder, Datenbanken, elektronische Post); - die Förderung von Anwendungen (Telearbeit, Teleausbildung und Verbund von Behörden). Bis zum Ende des Jahrhunderts könnten Investitionen in Höhe von schätzungsweise 150 Milliarden ECU getätigt werden. Die Kommission hat für die Zeit von 1994 bis 1999 eine Reihe vorrangiger Vorhaben mit einem Volumen von 67 Milliarden ECU ausgewiesen.

3. Umwelt: 174 Milliarden ECU für große Umweltvorhaben bis zum Jahr 2000 Die Umwelt ist ein Teil der transeuropäischen Netze. Beispielsweise soll der kombinierte Verkehr einen Teil des Straßenverkehrs auf die Schiene verlagern. Die Kommission verfügt jedoch über ausreichend große Umweltprogramme, die für eine finanzielle Unterstützung durch die Gemeinschaft in Frage kommen. Diese Projekte betreffen insbesondere die Wasserwirtschaft, die Behandlung städtischer Abwässer, die Erneuerung von Wasserversorgungssystemen sowie die Sanierung des Mittelmeers und der Ostsee mit einem Gesamtkostenaufwand von schätzungsweise 314 Milliarden ECU im Laufe von 12 Jahren bzw. von 174 Milliarden bis zum Ende des Jahrhunderts. Die Gemeinschaft könnte 1994 bis 1999 eine Finanzhilfe von rund 25 Milliarden ECU für diesen Umweltbereich gewähren.

4. Finanzierung der transeuropäischen Netze und der großen Umweltvorhaben Der größte Teil dieser Investitionsmittel wird von den Mitgliedstaaten über private Investoren (insbesondere im Telekommunikationsbereich) oder über öffentliche Unternehmen aufzubringen sein. Die Gemeinschaft kann jedoch, wie im Vertrag vorgesehen, die finanziellen Anstrengungen der Mitgliedstaaten unterstützen und sich um den Einsatz von Privatkapital *) bemühen. Das erfordert die in der folgenden Tabelle aufgeführten Finanzinstrumente, von denen einige bereits bestehen und zwei neu sind ("Unions-Schuldverschreibungen" und "Wandelschuldverschreibungen").

Die neuen Finanzierungsinstrumente werden für Vorhaben benötigt, die ausdrücklich in die Master Plans aufgenommen worden sind, und sollen die für allgemeinere Zwecke bestimmten Darlehen der Europäischen Investitionsbank ergänzen. Die veranschlagten Haushaltsmittel bewegen sich im Rahmen der in Edinburgh festgelegten Obergrenzen. Zusätzliche Finanzmittel aus dem Haushalt der Mitgliedstaaten würden nicht benötigt. Bei den neuen Finanzierungsinstrumenten wären Kapital und Zinsen von den Trägem der Vorhaben zurückzuzahlen, während der Gemeinschaftshaushalt die Rückzahlung der Unions-Schuldverschreibungen absichern und das Kapital des Europäischen Investitionsfonds für die Wandelschuldverschreibungen zur Verfügung stehen sollen. Es bestünde keine Gefahr einer Destabilisierung der Kapitalmärkte, da die in Frage kommenden Beträge weniger als ein Prozent der Eurobonds und der Bankkredite ausmachen.

 *) Zusätzlich kann der EIF bis zu 6 Mrd. ECU als Bürgschaften für Privatdarlehen für große Infrastrukturprojekte bereitstellen (durchschnittlich 1 Mrd. ECU pro Jahr bis 1999).
***
Neue Finanzierungsinstrumente
"Unions-Schulduerschreibungen" Für transeuropäische Netze und grenzüberschreitende Vorhaben mit der EFTA, Mittel- und Osteuropa sowie Nordafrika könnte die Union Wachstumsschuldverschreibungen mit langen Laufzeiten auflegen, um große Infrastrukturvorhaben von strategischer Bedeutung zu fördern. Die Begünstigten wären Projektträger (staatliche Einrichtungen, Privatunternehmen), die unmittelbar auf dem Gebiet der transeuropaischen Netze tätig sind. Die Europäische Investitionsbank könnte gebeten werden, die Gesamtstruktur der finanziellen Vereinbarungen zu bewerten und die Kommission zu beraten sowie bei einzelnen Darlehensverträgen als Vermittler aufzutreten. "Wandelschuldverschreibungen" als Bürgschaften des Europäischen Investitionsfonds (EIF) Langlaufende Schuldverschreibungen, die von privaten oder öffentlichen Projektträgern aufgelegt werden und mit einer EIF-Bürgschaft versehen sind. Diese können - ganz oder teilweise in Aktien oder Investmentzertifikate umgewandelt werden oder - zusammen mit Bezugsrechtsscheinen ausgegeben werden, die den Inhaber berechtigen, Aktien zu einem bestimmten Kurs zu erwerben, oder - erfolgsbezogen sein über einen Anteil am Gewinn des betreffenden Unternehmens. Die Laufzeiten und Umtauschbedingungen der Schuldverschreibungen müßten der erwarteten Rendite des Projekts und der Laufzeit der Option entsprechen. Die EIF könnte eine besondere Anlaufstelle für derartige Bürgschaften, vor allem für Großvorhaben im Zusammenhang mit Telekommunikationsnetzen, einrichten.

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema