Von der Staatskirche zur Säkularisierung
Der Nationalsozialismus hatte das katholische Verbandswesen zerstört. *) Der katholische Alltag fand nicht mehr in den Verbandshäusern statt, sondern in den Sakristeien und Pfarrheimen, im unmittelbaren Aufsichtsbereich des Klerus. Der Katholizismus verlor dadurch an weltlichen Strukturen, büßte an Modernität ein.
Zwar gründeten sich nach 1945 die meisten Verbände wieder neu, aber sie blieben jetzt erheblich stärker als zuvor in den kirchlichen Autoritätsstrukturen.
Damit war eine hundertjährige Geschichte autonomen Laienkatholizismus' zu Ende gegangen. Das wirkte sich auch auf die Katholikentage, die traditionellen Foren der katholischen Verbände aus. Vor 1933 waren die Katholikentage ziemlich politische Veranstaltungen gewesen, mit kontroversen Debatten und abschließenden Resolutionen zu Zeitfragen.
Damit war es nun vorbei, in den 50er Jahren entpolitisierten, verkirchlichten sich auch die Katholikentage. Sie wurden jetzt zu frommen Veranstaltungen, zu Bühnen opulenter kirchlicher Selbstdarstellung. Die Verbände waren an den Rand gedrängt; der Klerus hatte sich in den Mittelpunkt gestellt. Die Ouvertüre gab der Passauer Katholikentag von 1950, der aus einer nahezu ununterbrochenen Folge von Gottesdiensten und Gebetsstunden bestand, Veranstaltungen, die auch vor 1933 vorkamen, aber damals doch mehr den Rahmen abgaben.