Ausgabe Januar 1998

Geteilte Erinnerungen

Zweierlei Geschichtsbewußtsein im vereinten Deutschland

 Dem nachfolgenden Artikel liegt ein Vortrag zugrunde, den Jürgen Kocka vor ausländischem Publikum hielt. (Die englische Druckfassung ist gerade als Charlemagne Lecture in London erschienen.) Während in der inlandischen Einheits-Diskussion oft der Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen ist, gelang unserem Autor hier aus einer Art Außenperspektive die klare Herausarbeitung von Grundlinien der deutsch-deutschen Entwicklung. - D. Red.

"Wer hat die entscheidende Rolle im Zweiten Weltkrieg beim Sieg über den Faschismus, über Deutschland gespielt?", so eine der Fragen einer demoskopischen Untersuchung aus dem Jahre 1995, die west- und ostdeutsche Geschichtsbilder erkunden sollte. Auf diese Frage antworteten 69% der Westdeutschen: die Vereinigten Staaten von Amerika. 87% der Ostdeutschen hingegen nannten die Sowjetunion. Die gleiche Untersuchung (Elisabeth Noelle-Neumann, Der geteilte Himmel, FAZ, 3.5.1995, S. 5) ermittelte parallel dazu andere Ost-West-Unterschiede. Beispielsweise dachten 91% der Westdeutschen, daß die Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 zu den "aus heutiger Sicht richtigen Entscheidungen" zähle. Nur 43% der Ostdeutschen teilten diese Meinung.

Januar 1998

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema