Die UNO hat durch die erfolgreiche Vermittlungsaktion von Kofi Anan in der jüngsten Irakkrise einen Teil ihrer verlorenen Ehre wiedergewonnen. In diesem Fall haben sich die Institutionen der UNO als die Kraft in den internationalen Beziehungen erwiesen, die auch zur präventiven Lösung einer Krise auf friedlicher Grundlage in der Lage ist - wenn die Großmächte bereit sind, ihre nationalen Interessen nicht zum ausschließlichen Maßstab des internationalen Friedens zu machen. Doch ändert sich das Bild drastisch, wenn wir nur einige Grade weiter westwärts auf diesem Krisenbogen von Bagdad nach Jerusalem wechseln. Hier hat die UNO in über fünfzig Jahren Diplomatie weder einen Frieden noch ein politisch dauerhaftes Nebeneinander zweier Völker durchsetzen können. Was das eine Volk in diesem Jahr als Triumph der Staatsgründung feiert, betrauert das andere als Katastrophe der eigenen Existenz. Die UNO muß sich seit langem die Kritik des Doppelstandards ebenso vorwerfen lassen wie die US-amerikanische Administration, deren Außenministerin Madeleine Albright von Ohio bis Kairo die bedingungslose Unterstützung Israels im Palästinakonflikt zu verteidigen hatte.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.