Von der europäischen bis zur kommunalen Politik und von den Verbrauchern bis zu den Anbietern wird derzeit nach Ursachen für die BSE-Seuche gesucht. Wie konnte so etwas passieren? Wer ist schuld an der Verbreitung von BSE? Und welche Lehren sollten daraus gezogen werden? Die Beantwortung dieser Fragen erscheint auf den ersten Blick ziemlich kompliziert. Die naturwissenschaftliche Ursachenermittlung steckt noch immer in den Kinderschuhen. Trotz mehr als zehnjähriger Forschungen wissen wir kaum Genaues über Ansteckungswege, Übertragbarkeiten und Ursprünge der Seuche. Gelernt haben (sollten) wir in den letzten Jahren allerdings eine ganze Menge darüber, inwieweit wir uns in der Analyse und der Bearbeitung von Großrisiken auf unsere politischen Institutionen und die Wissenschaft verlassen können. Schon ein kurzer Überblick über die Geschichte der Seuche zeigt, daß sowohl die Politik wie auch die Wissenschaft in einem nur als katastrophal zu bezeichnenden Maße als Instanzen der Problembearbeitung versagt haben. Die BSE-Affäre liefert allerdings nicht nur eine Geschichte des Versagens. Sie kann auch als Chance verstanden werden, wenn sie dazu führt, daß Bürger in der Risikogesellschaft sich wieder verstärkt der Notwendigkeit eigenständiger und ethisch reflektierter Entscheidungskompetenz bewußt werden.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.