Ausgabe Dezember 2009

APO 2.0

Für die Revolutionierung des Alltags wider die Klimakrise

Wie umweltfreundlich ist Demokratie, und wie demokratiefreundlich ist der Klimawandel? Lange schien sich diese Frage von selbst zu beantworten: Die Regierungspraxis, aber auch die Forschung zur Umweltpolitik ließen zu dem beruhigenden Schluss kommen, „dass Demokratie die besseren Voraussetzungen für Umweltpolitik bietet als Autoritarismus […]. Das bedarf gar keiner Erklärung.“ 1 Gilt also Winston Churchills Diktum von 1947, die Demokratie sei „die schlechteste aller Regierungsformen mit Ausnahme aller anderen“, auch in klimapolitischer Hinsicht?

Der Blick auf den kommenden Klima-Gipfel in Kopenhagen gibt nicht allzu viel Anlass, diese Frage rundweg zu bejahen. Die bereits 2005 zur Leitlinie der EU-Klimapolitik erklärte und mittlerweile von über 100 Staaten als Richtlinie für ihre Klimapolitik angenommene Zwei-Grad-Grenze wird erneut deutlich verfehlt werden. Obwohl die EU, Norwegen, Chile und einige wenig entwickelte Länder das Zwei-Grad-Limit weiter hochhalten, können sich die demokratisch regierten USA, aber auch Russland und Schwellenländer wie China und Indien nach wie vor nicht dazu durchringen. Die Verhandlungen von Kopenhagen werden, wie so viele internationale Konferenzen vor ihnen, erneut ein verheerendes Bild abgeschotteter Gipfeldiplomatie hinterlassen.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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