
Bild: Public Domain
Seit der Wahl Donald Trumps steht die universitäre westliche Linke massiv in der Kritik, als postmodern identitätsbesessen und zugleich gerechtigkeitsvergessen. Dagegen argumentiert energisch der Rechtswissenschaftler Andreas Fischer-Lescano.
Ähnlich wie bereits Mark Lilla hat nun auch Albrecht Koschorke die akademische Linke ins Visier genommen.[1] Glaubt man dem Literaturwissenschaftler, liegt sie normativ in Schutt und Asche. Insbesondere die durch den französischen Philosophen Jacques Derrida begründete Dekonstruktion habe die Selbstdemontage europäischer Denktraditionen auf die Spitze getrieben. Die dekonstruktive Infragestellung von Wahrheit, die mittlerweile an den europäischen Universitäten vorherrsche, habe den Weg zum „postfaktischen Zeitalter“ geebnet, in dem sich Ethnonationalisten und Rechtspopulisten mit „anarchistischer Zerstörungsfreude“ daran machten, die Abrissarbeiten der Postmoderne zu beenden. Stephen Bannons Formulierung, dass der amerikanische Staat „dekonstruiert“ gehöre, sei nur die Konsequenz einer linksalternativen Demokratie- und Ideologiekritik, die im Schatten der liberalen Ordnung gedeihen konnte, ohne sich darüber zu vergewissern, wie man die kritisierten Institutionen gegen Kritik von rechts verteidigen könne und auf welcher normativen Grundlage dies geschehen solle.
Scharfe Worte.