Ausgabe Dezember 2022

Eine Erde für alle

Für eine Wohlergehensökonomie statt Wachstum ohne Grenzen

Margot Richard via unsplash

Bild: Margot Richard via unsplash

Donella Meadows, Hauptautorin des epochalen Buches „Die Grenzen des Wachstums“ aus dem Jahr 1972, hat unlängst Hebelpunkte als Stellen in einem komplexen System bezeichnet, an denen eine kleine Veränderung an einer Stelle große Veränderungen in allen Bereichen bewirken kann – ob in einem Unternehmen, einer Volkswirtschaft, einem lebendigen Körper, einer Stadt oder auch in einem Ökosystem. Das hört sich einfach an. Aber Meadows hat noch auf etwas anderes hingewiesen: Obwohl die meisten Menschen intuitiv wissen, wo die Hebelpunkte liegen, neigen sie dazu, die Hebel in die falsche Richtung zu bewegen, und lösen damit ein ganzes Geflecht unbeabsichtigter Folgen aus.

Genau das, so Meadows, sei beim Wachstum geschehen: Die globalen Entscheidungsträger erkennen wirtschaftliches Wachstum zu Recht als Antwort auf fast alle Probleme, aber sie streben mit aller Macht in die falsche Richtung. Das Ergebnis ist eine globale Wirtschaftspolitik, die ursprünglich dazu gedacht war, Armut zu lindern, sich aber viele Jahrzehnte später in eine Armutsfalle verwandelt hat – eine Wirtschaftspolitik, die ganze Nationen ökonomisch versklavt, Demokratien destabilisiert und sich an der Finanzierung von Umweltkatastrophen beteiligt.

Tatsächlich konnten wir in den letzten Jahrzehnten mitverfolgen, wie sich der Sinn und Zweck unserer Wirtschaft von der Wertschätzung unserer Zukunft zu deren völliger Vernachlässigung gewandelt hat.

»Blätter«-Ausgabe 12/2022

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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