
Bild: Ein Plakat der Schweizerischen Volkspartei (SVP Schweiz) auf dem eine Beschränkung der Wohnbevölkerung gefordert wird, Niederglatt, Schweiz, 30.9.2023 (IMAGO / dieBildmanufaktur)
Nach der eidgenössischen Parlamentswahl vom 22. Oktober zeigte sich die Diskrepanz zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung umgehend in den Schlagzeilen: „Wo Angst vor Fremden schon Folklore ist“, titelte etwa der nicht gerade als Speerspitze linker Publizistik bekannte „Focus“, um dann mit einer drastischen Feststellung fortzufahren: „Im radikalen, reichen Idyll zeigt die Schweiz ihr hässliches Gesicht.“[1] Ähnliches war in der internationalen Presse vielerorts zu lesen.
Ganz anders das Bild im Alpenland selbst: „Die Schweiz ist wieder normal“, frohlockte das führende Boulevardblatt „Blick“,[2] „zurück zum Altbewährten“, konstatierten die Diskutant:innen vieler Talkrunden in Funk und Fernsehen. So als ob es völlig normal sei, dass die rechtspopulistische Schweizerische Volkspartei (SVP) mit knapp 28 Prozent der Stimmen das drittbeste Ergebnis ihrer Geschichte erzielte – und das, trotz einer, wie die staatliche Antirassismuskommission im Wahlkampf kritisierte, „fremdenfeindlichen und hetzerischen“ Kampagne,[3] wegen der sogar Strafanzeige eingereicht worden war. Und zudem trotz offener Flanke der SVP zum rechtsextremen Rand der Gesellschaft.
Eine „Rückkehr zur Normalität“ hatten die Medien auch schon 2015 herbeigeschrieben, als die Rechtspopulist:innen so viele Stimmen geholt hatten wie nie zuvor.