Ausgabe Januar 1990

Auf dem Weg in den grünen Steuerstaat?

Ökologische Reformpolitik braucht soziale Bewegung

Die Grünen - defizitär in der Wirtschaftspolitik

In der Gesellschaft beginnt sich etwas in Richtung ökologische Reformpolitik zu bewegen. Das zeigt die derzeitige Debatte über die Ökosteuern. Allerdings: die Bewegung geht an der grünen Partei weitgehend vorbei. Die SPD hat eindeutig die politische Meinungsführerschaft bei der ökologischen Steuerreform übernommen. Sie scheint damit, wie auf anderen Gebieten, dem Umweltschutz und der Frauenpolitik, den Grünen den Rang abzulaufen.

Nun sind die Grünen auf wirtschafts- und sozialpolitischem Gebiet seit jeher weniger aktiv. Da sie auf Bundesebene inzwischen mehr als sieben Jahre parlamentarisch existieren, hätten sie indes mit ihrem Apparat durchaus auch auf diesem Feld konzeptionell einiges erarbeiten können. Weil Wirtschaftsfragen und Wirtschaftspolitik nicht unbedingt im Vordergrund grüner politischer Neigungen stehen, ist das nicht geschehen. Selbst die Linken bei den Grünen rekrutieren sich nämlich fast ausnahmslos aus Politikbereichen, die diesen Fragen fern sind, und eben nicht aus dem betrieblichen oder gewerkschaftlichen Bereich. Und, was schlimmer ist: viele haben noch nicht einmal eine hinreichende Sensibilität für ökonomische und soziale Fragen.

So ist Wirtschaftspolitik bei den Grünen seit jeher eher eine Domäne der Rechten.

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Deutschland: Planlos in den Hitzesommer

von Nick Reimer

Nur knapp schrammte Deutschland Anfang Juli an einem neuen Hitzerekord vorbei. Mit über 35 Grad in weiten Teilen des Landes war es in der ersten Hitzewelle des Jahres flächendeckend viel zu warm. Statt aber den Klimaschutz endlich ernst zu nehmen, will die schwarz-rote Bundesregierung neue fossile Gaskraftwerke mit 20 000 Megawatt Leistung bauen.