Auf hohem Sockel stand jahrzehntelang am Grenzkontrollpunkt Drewitz zwischen Berlin (West) und der DDR ein sowjetischer Panzer aus dem Zweiten Weltkrieg, keine künstlerisch verfremdete Nachbildung, sondern das Original eines T34, des legendären Vollstreckers so mancher Siege (der einen) und Niederlagen (der anderen). Der Sockel steht vorerst noch, der Panzer ist seit einiger Zeit entfernt. Ist da etwas Anstößiges beseitigt worden? Wozu hätte das Denkmal den vorbeifahrenden Deutschen einen Anstoß geben können?
In den bildungsbürgerlichen Feuilletons der führenden Zeitungen des bundesrepublikanischen Altreichs, die mit der Wende ihren Einfluß auf die politischen Leitartikel gefestigt haben, wird in frisch gewonnener Ungeniertheit von der Geschichte fabuliert, der das vereinigte Deutschland sich bewußt werden müsse und gewachsen sein. Der entsorgte T34 und das neue Geschichtsbewußtsein. Wovon zehrt historisches Bewußtsein: aus Erinnerung oder Verdrängung? Wie unanstößig muß es sein, damit es nützlich ist?
Aber ich ziehe die Frage nach der Nützlichkeit zurück. Sie unterstellt die Absicht zu manipulieren und versetzt so die Bewußtseinsstiftungen der politisierenden Feuilletonisten ins Verschwörerische, indes doch nur die Lust an den eigenen Phrasen ausgelebt wird. Absichten lassen sich aufdecken.