Eine deutsche Zentralstelle für die Bearbeitung nationalsozialistischer Massenverbrechen
Im April 1994 Jahr stand in Frankfurt der Schriftsteller Ralph Giordano vor Gericht. Das ihm zur Last gelegte Vergehen: Beleidigung, Ehrverletzung und Verunglimpfung eines Staatsbeamten. Giordano hatte in der Rezension eines Buches von Peter Finkelgruen über den Mord an seinem Großvater in der Kleinen Festung Theresienstadt 1) noch einmal auf die sattsam bekannte Tatsache hingewiesen, daß die deutsche Nachkriegsjustiz unzählige NS-Täter hat laufen lassen - "der Rechtsstaat als Synonym für Täterbegünstigung", um es mit Giordanos Worten zu sagen. 2) Und im Zusammenhang mit dem konkreten Fall, um den es in dem Buch ging - der Weigerung der Dortmunder Staatsanwaltschaft, ein Hauptverfahren gegen den KZ-Aufseher Malloth, den Mörder von Peter Finkelgruens Großvater, zu eröffnen -, nannte er Oberstaatsanwalt Klaus Schacht nach dessen Auftritt in "Titel, Thesen, Temperamente" einen "emotionslosen Ochsenfrosch", "dem die Untat ins Gesicht geschrieben stand". Giordano entschuldigte sich später im Fernsehmagazin Kontraste für diesen Vergleich - bei den Ochsenfröschen.
Der beleidigte Staatsbeamte aber zog in letzter Minute seine Klage zurück, ob auf diskrete Weisung aus dem Düsseldorfer Justizministerium 3), blieb ungeklärt.