Ausgabe September 2003

Die Reform der Reformen

Zur ordnungspolitischen Neujustierung des Gesundheitssektors

Alle vier bis fünf Jahre gibt es eine größere oder kleinere Gesundheitsreform.1 Die sich jetzt abzeichnende, im Konsens aller Parteien entstehende Reform ist dabei ohne Beispiel: Keine der bisherigen Krankenversicherungsreformen der Nachkriegsgeschichte enthält derart einseitige und umfängliche Lastenverschiebungen. Und bislang einmalig ist die ordnungspolitische Neujustierung, die bewährte Gestaltungselemente der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aushöhlt, zur Entsolidarisierung der Versicherten führt und ihr Vertrauen in die GKV nachhaltig beeinträchtigt.

Die beschlossenen Maßnahmen2 lassen sich thematisch zusammenfassen in: 1. finanzielle Umschichtungen: Leistungsausgrenzungen, Zuzahlungserhöhungen, steuerfinanzierte Bundeszuschüsse, Umfinanzierungen beim Zahnersatz und Krankengeld sowie Erhöhung von Rentnerbeiträgen; 2. Elemente der privaten Krankenversicherung (so genannte Entscheidungsoptionen für Patienten): Kostenerstattung, Wahltarife, Bonusregelungen, Kostentransparenz; 3. qualitätsorientierte Maßnahmen im Versorgungsbereich: medizinische Versorgungszentren, Qualitätsinstitut, integrierte Versorgung, Hausarztsystem, Qualitätswettbewerb, Prävention, 4.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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