Kaum ein Thema wird in Israel derzeit so heftig diskutiert wie die Zukunft der israelischen Siedlungen, die nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 und der israelischen Okkupation der Westbank und des Gazastreifens errichtet wurden. Über 400000 Israelis leben heute in den Palästinenser-Gebieten, das arabische Ost-Jerusalem eingeschlossen. Das sind nahezu acht Prozent der jüdischen Gesamtbevölkerung Israels. Ihr Zweck: Eine Realität zu schaffen, an der jeder Versuch der Weltmächte scheitern sollte, Israel eine Friedensregelung mit den arabischen Konfliktbeteiligten aufzuzwingen. Ihr größter Förderer: Ariel Scharon.
Die Ironie der Geschichte: Eben jene Siedlungen, die einst jede Israel nicht genehme Regelung des Konflikts verhindern sollten, drohen nun die von Scharon avisierte einseitige Räumung des Gazastreifens zum Scheitern zu verurteilen. Obwohl es sich bei der Mehrheit der Siedler um loyale Bürger des jüdischen Staates handelt, wird allenthalben mit gewaltbereitem Widerstand gerechnet.
Déjà vu?
Kommt es also zu einer Neuauflage jener Szenen, die als kollektives Trauma in die israelische Geschichte eingingen? Bereits im April 1982, unmittelbar vor der Rückgabe der Sinai-Halbinsel an Ägypten, die Menachem Begin und Anwar Sadat 1978 in Camp David vereinbart hatten, befand sich Israel am Rande eines Bürgerkrieges.