Trotz aller Aufregung über den Ausgang der serbischen Parlamentswahlen wird völlig übersehen, dass in der Region längst neue Konflikte drohen – nicht zuletzt mit Blick auf die unterentwickeltste Provinz ganz Südosteuropas, nämlich das von gut einer halben Million Menschen bewohnte Sandžak Novi Pazar. Dabei handelt es sich um ein zwischen Serbien und Montenegro gelegenes Hochplateau, das im Norden an Bosnien-Herzegowina und im Süden an Albanien und das Kosovo grenzt. Ein deutscher Geograph beschrieb den Sandžak1 bereits 1908 als „ein verödetes Karstland, dessen Wälder seit Jahrhunderten verschwunden sind, wo die Wasser die Humusschicht fortgespült haben, wo im Winter eisige Wirbelwinde wehen und wo die menschlichen Ansiedlungen, kümmerlich und ärmlich, […] weit zurückstehen. Kahle Gebirgsgrate, verbrannte oder zerzauste Wälder, ärmliche Hütten, nur wenig bebaute Felder […]. Das ist das Bild, das das Sandschak Novipazar gewährt“.2
Rein wirtschaftsgeographisch hat sich der Sandžak seither kaum verändert. Politisch aber wird er zur Zeitbombe: Seit der Unabhängigkeitserklärung Montenegros im Juni 2006 ist er geteilt; und die neue serbisch-montenegrinische Staatsgrenze verläuft so, dass sechs Gemeinden der Provinz in Serbien und ebenfalls sechs in Montenegro liegen. Belgrad verteilt bisher lediglich Trostpflaster, etwa die Gründung der Universität Novi Pazar am 30.