Am 22. April 2009 finden in Südafrika Parlamentswahlen statt. Dabei geht es nicht zuletzt um zentrale frauenpolitische Weichenstellungen. Dreh- und Angelpunkt ist die Frage, ob und wie die bisherige Gleichstellungspolitik weiterverfolgt wird. In diesem Zusammenhang wird entscheidend sein, welche Maßnahmen die nächste Regierung zur Bewältigung der grassierenden sexuellen Gewalt und der hochschnellenden HIV-/Aids-Raten ergreifen wird.
Seit Jahren zählt das Land am Kap zu den Spitzenreitern der international vergleichenden Gewaltstatistiken. Das betrifft neben Morden und Raubüberfällen insbesondere die geschlechtsspezifische Gewalt. Allein im Jahr 2007 wurden offiziell mehr als 52 000 Vergewaltigungen registriert. Dabei liegt die Dunkelziffer noch weitaus höher, da vorrangig Vergewaltigungen junger Mädchen und Kinder erfasst werden. Täter aus dem sozialen Umfeld oder namentlich bekannte Bandenmitglieder werden oft nicht angezeigt, weil die Betroffenen deren Rache fürchten. Auch erstatten viele erwachsene Gewaltopfer keine Anzeige, da sie vermeiden wollen, von den staatlichen Institutionen für die Übergriffe selbst verantwortlich gemacht und gedemütigt zu werden. Denn trotz anderslautender Vorschriften lassen sich etliche Polizisten und Richter von ihren sexistischen Einstellungen leiten.