Der DM-Imperialismus zwischen Währungsunion und EG-Binnenmarkt
Der DM-Imperialismus zwischen Währungsunion und EG-Binnenmarkt
Von Rudolf Hickel Der 1. Juli 1990 hat jetzt schon seinen Platz in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. An diesem Tag beginnt durch die einmalige Umstellung der bisherigen Vermögen und Schulden sowie der künftigen Einkommen in der DDR auf die D-Mark für Deutschland eine neue Zeitrechnung. Die deutsche Wirtschafts- und Währungsunion - die D-WWU - faßt die monetären und wirtschaftlichen Maßnahmen zusammen, die einer doppelten Aufgabe gelten: einerseits dem Umbau der bisher zentralistischen Planwirtschaft mit einem unterentwickelten Geldwesen in die gemischte Wirtschaft des real-existierenden Kapitalismus und andererseits dem zeitaufwendigen Abbau des dramatischen wirtschaftlichen, ökologischen, aber auch sozialen Gefälles zwischen den beiden Wirtschaftsgebieten. Mit dem 1. Juli wird jedoch nicht nur dieses historisch beispiellose und in den Lehrbüchern der Wirtschaftswissenschaft nicht einmal ansatzweise behandelte Experiment einer D-WWU seinen Ausgang nehmen. An diesem 1. Juli wird auch eine qualitativ neue Etappe im Prozeß der monetären und wirtschaftlichen Integration der Europäischen Gemeinschaft gestartet. Auf der Ratstagung im Juni 1989 in Madrid ist der endgültige Einstieg in die erste Stufe einer EG-Wirtschafts- und Währungsunion zum 1. Juli dieses Jahres vereinbart worden.