Ausgabe Juli 1990

Doppel-Integration

Der DM-Imperialismus zwischen Währungsunion und EG-Binnenmarkt

Der DM-Imperialismus zwischen Währungsunion und EG-Binnenmarkt

Von Rudolf Hickel Der 1. Juli 1990 hat jetzt schon seinen Platz in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. An diesem Tag beginnt durch die einmalige Umstellung der bisherigen Vermögen und Schulden sowie der künftigen Einkommen in der DDR auf die D-Mark für Deutschland eine neue Zeitrechnung. Die deutsche Wirtschafts- und Währungsunion - die D-WWU - faßt die monetären und wirtschaftlichen Maßnahmen zusammen, die einer doppelten Aufgabe gelten: einerseits dem Umbau der bisher zentralistischen Planwirtschaft mit einem unterentwickelten Geldwesen in die gemischte Wirtschaft des real-existierenden Kapitalismus und andererseits dem zeitaufwendigen Abbau des dramatischen wirtschaftlichen, ökologischen, aber auch sozialen Gefälles zwischen den beiden Wirtschaftsgebieten. Mit dem 1. Juli wird jedoch nicht nur dieses historisch beispiellose und in den Lehrbüchern der Wirtschaftswissenschaft nicht einmal ansatzweise behandelte Experiment einer D-WWU seinen Ausgang nehmen. An diesem 1. Juli wird auch eine qualitativ neue Etappe im Prozeß der monetären und wirtschaftlichen Integration der Europäischen Gemeinschaft gestartet. Auf der Ratstagung im Juni 1989 in Madrid ist der endgültige Einstieg in die erste Stufe einer EG-Wirtschafts- und Währungsunion zum 1. Juli dieses Jahres vereinbart worden.

Juli 1990

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Ostdeutschland

Rechte Gewalt, leere Kassen: Ostdeutsche Zivilgesellschaft unter Druck

von Elisa Pfleger

In der Bundespolitik ist das Entsetzen über den Erfolg der AfD bei der Bundestagswahl noch immer groß. In allen ostdeutschen Flächenländern und in 43 von 48 Wahlkreisen wurde die in weiten Teilen rechtsextreme Partei stärkste Kraft, in Görlitz und im Kreis Sächsische-Schweiz-Osterzgebirge erhielt sie beinahe 50 Prozent der Stimmen.