Ausgabe Januar 1993

Der 30. Januar 1933 - 60 Jahre danach

I

30. Januar - Tag der Machtergreifung. "Machtergreifung"? Da sind wir unversehens schon im Zentrum der Auseinandersetzungen über den Charakter des deutschen Faschismus. Hat die NSDAP wirklich die "Macht ergriffen"? Aus eigener Kraft? War es womöglich sogar "Hitlers Machtergreifung"? Oder ist der Führungsgruppe der NSDAP die Macht übertragen worden? Wurde Hitler in die Macht eingesetzt? Wenn es sich um eine "Machtergreifung" Hitlers oder der NSDAP handelte, dann ist die Frage nach dem Täter schon beantwortet. Die Forschung hat sich dann zu konzentrieren auf Ursachen, Struktur und Ideologie der faschistischen Partei und auf ihren Führer. Die politische Aufmerksamkeit angesichts gegenwärtiger Entwicklungen hat sich zu konzentrieren auf die Aktivitäten rechtsextremer Parteien und Terrorbanden. Weiterreichende Fragen haben allenfalls ergänzende Funktion.

So wird in der etablierten Geschichtswissenschaft denn auch seit Jahrzehnten verfahren. Und vor diesen Fragehorizont versuchen große Teile der veröffentlichten Meinung auch die Diskussion über die gegenwärtige "Gefahr von rechts" zu begrenzen. Wenn es sich aber gar nicht um "Machtergreifung", sondern um "Machtübertragung" gehandelt hat, so fangen die eigentlichen Fragen erst an.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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