Marie-Therese Geffroy wird von ihren Parteifreunden gemobbt. Sie hat getan, was die Führungsspitzen der bürgerlichen Rechten Frankreichs, darunter der Präsident selbst, ihren konservativen Parteikollegen angeraten hatten: Sie stimmte im Rat der Region Rhne-Alpes nicht mit dem Front National (FN). Amaury Nardone, ein junger liberaler Kandidat für das Amt des Vize-Regionalratspräsidenten, hat ihr deshalb Ohrfeigen angedroht, andere bürgerliche Parteikollegen empfehlen ihr, doch "nach Hause zu verschwinden und abzuspülen", nennen sie "Verräterin" und "Kollaborateurin der Linken". Ratspräsident Charles Millon indessen hat sich in die Hände des Front National begeben. Er bestreitet, daß es eine Vereinbarung gegeben habe mit den 35 Rechtsextrernisten, die im in Lyon ansässigen Regionalrat bei den Wahlen im März ein Mandat bekamen. Doch ohne ihre Hilfe wäre Millon nicht zum Ratspräsidenten gewählt worden. Der FN weist denn auch die Behauptung zurück, daß es keinen Deal gebe, und auch Millons Partei, die Vereinigung aus Christdemokraten, Konservativen und Liberalen UDF (Union pour la démocratie francaise), mochte sich auf derlei Ausflüchte nicht einlassen.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.