Ausgabe Februar 2000

Ein Mann, ein Wort

"Wohlthaten annehmen, macht abhängig; man weiß nicht wie weit das führen kann... Keine Regel ist so allgemein, keine so heilig zu halten, keine führt so sicher dahin, uns dauerhafte Achtung und Freundschaft zu erwerben, als die: unverbrüchlich, auch in den geringsten Kleinigkeiten, Wort zu halten, seiner Zusage treu, und stets wahrhaftig zu seyn in seinen Reden." Adolph Freiherr Knigge Über den Umgang mit Menschen

Helmut Kohl hat heuer andere Sorgen und liest wohl eher Anwaltsbriefe als Knigge. Läse er etwas so Altmodisches und ahnte noch, was Anstand und Gesittung sind - er käme in die äußerste Verlegenheit: Sein Wort habe er gegeben, und deshalb will er nicht sagen, wer die Parteispender waren. Damit stellt er das, was die FAZ "sein persönliches Ehrenwort" 1) nennt, über das Gesetz, über das Parteispendengesetz, und über die Wahrheit. Da mag sich jeder seinen Vers darauf machen und überlegen, was für ein Ehrenmann der frühere Bundeskanzer ist oder ob er vielleicht so viel zu verbergen hat, daß er das, was er nur zum Wohl seiner Partei getan haben will, nur noch mit seinem Ehrenwort zudecken kann. Es ist der ehemalige Kanzler, der darüber entscheiden will, ob dem Gesetz - von ihm mit beschlossen - oder seinem Ehrenwort der Vorzug zu geben ist.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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