Ein neuer Geist geht um unter Deutschlands Berufspolitikern, und wo er weht, da geschehen kleine Wunder. "In einer Partei, die in 25 Jahren sechs Vorsitzende hatte, kann sich so etwas gar nicht entwickeln", begründet Hans-Peter Bartels, SPD-Abgeordneter im Bundestag, seine Zuversicht, dass im Schoße der Sozialdemokratie ein Zentralismus à la Classic-CDU nicht möglich sei. "Auf unseren Parteitagen hat's immer gekracht", sagt ein Fraktionskollege über den Widerspruchsgeist der Partei, und auch er hört sich zufrieden an. Vor gar nicht langer Zeit war das noch etwas anders. Im vergangenen Jahr stöhnten die beiden jüngeren Sozialdemokraten wie viele andere, die dem Kreis der SPD-"Youngsters" nahestehen, noch über die scheinbar unerschöpfliche Lust ihrer Partei, sich in Debatten über links und rechts, über soziale Gerechtigkeit und Sparpolitik zu zerreissen. Das SPD-Sommertheater mit seiner nicht enden wollenden Kette kontroverser und bisweilen widersprüchlicher Wortmeldungen verfolgten sie mit Grausen.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.