Ausgabe Februar 2001

Bringschulden des George W. Bush

Amerikanische Politik wirkt auf viele Beobachter als "permanenter Wahlkampf": Kaum ist ein Präsident der Vereinigten Staaten gewählt, startet das nächste Rennen ums Weiße Haus. Wird es künftig effizienter und fairer verlaufen als die letzten Presidential Elections, die Amerika und den Rest der Welt über Wochen hinweg erzürnt und erheitert haben? Vor dem Urnengang wollten Senatoren die Bundeswahlkommission mit einer Reform des hinfälligen Wahlsystems beauftragen. Weil angeblich das Geld fehlte, nahm das Verhängnis seinen Lauf: George W. Bush hat nicht nur die Mehrheit der Stimmen um eine halbe Million verfehlt, bei korrekter Auszählung wäre er womöglich auch in Florida unterlegen. Wie tief sitzt der Verdacht, die erste Präsidentschaft des neuen Jahrtausends sei "gestohlen" worden? Für Amerika-Begeisterte standen Legitimität und Stabilität der US-Demokratie stets außer Zweifel, schon die Frage galt ihnen als Beweis von Hochmut oder Niedertracht. Auf der anderen Seite las man von einer an Haupt und Gliedern "kranken Demokratie" ("Le Monde diplomatique") das übliche Wechselspiel von Pro- und Antiamerikanismus. Aber ohne Zweifel steckt die Politik in den USA in einem Reformstau, und das lokale Wahldebakel von Florida lässt Schlüsse auf die liberale Demokratie insgesamt zu.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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