Die Irakfrage war nicht der erste Streitpunkt zwischen Europa und den USA. Von den Debatten um das Kyoto-Protokoll, den Internationalen Strafgerichtshof und die Todesstrafe bis zu den gegenseitigen Strafzöllen und diplomatischen Rüffeln war das Klima zwischen den beiden Kontinenten nach dem Kalten Krieg von einer schleichenden Uneinigkeit bestimmt, die nun auf beiden Seiten als Kluft empfunden wird. Sicherlich unterscheiden sich die Weltbilder trotz gemeinsamer Wurzeln und gleicher Grundwerte. Spätestens mit dem Ende des Kalten Krieges wurden diese Unterschiede immer deutlicher. Das kann auch eine globalisierte Konsumkultur nicht ausgleichen.
Doch nicht um transatlantische Kulturen geht es hier, sondern um Interessen. Denn mit dem Ende des Kalten Krieges zerfiel eine bilaterale Welt in vier ungleich große Teile - in die Wirtschaftsmächte Nordamerikas, Europas und Asiens sowie die Masse der Schwellen- und Entwicklungsländer. In einer zunehmend globalisierten Weltwirtschaft mussten die geostrategischen Interessen zwangsläufig aufeinander prallen. Weder Europa noch die USA können es sich leisten, diesen Konflikt über längere Zeit auszutragen. Zu verflochten sind sie in der so genannten Neuen Weltordnung. Zu ähnlich sind die Interessen. Dabei erscheint die Forderung, den Konflikt klar zu definieren, fast unerfüllbar.