Ausgabe Dezember 2003

Comeback der drei Welten

Der amerikanische Sonderweg und die Alternativmacht Europa

Am 7. April 2002 veröffentlichte Robert Cooper, britischer Diplomat und derzeit Direktor der Generaldirektion Auswärtige Beziehungen beim Generalsekretariat der EU, im Observer einen Artikel mit dem Titel "Why We Still Need Empires".1 In diesem Artikel wird eine neue Dreiteilung der Welt in eine postmoderne, eine moderne und eine prämoderne Zone vorgenommen. Zur postmodernen Zone gehören die Mitglieder der Europäischen Union, die durch offene Grenzen und einen hohen Grad gegenseitiger Verflechtung gekennzeichnet ist. Zur Lösung transnationaler Probleme haben diese Staaten einen Teil ihrer Souveränität an europäische Institutionen abgegeben. Zur modernen Zone gehören Staaten wie Russland, China, Indien oder Pakistan, die weiterhin der Logik des Westfälischen Staatensystems folgen und für die die strikte Behauptung ihrer nationalen Souveränität die oberste Prämisse der Politik ist. Zur prämodernen Zone gehört die wachsende Zahl der "gescheiterten Staaten" (failed states) oder "Quasi-States"2 in Afrika südlich der Sahara, in Zentralasien oder im Andenbereich Lateinamerikas - überall da, wo der Staat kaum noch Funktion besitzt und seine Souveränität nach innen wie nach außen mehr oder weniger verloren hat.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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